55. Bundeswettbewerb für Jungen und Mädchen
Berlin-Grünau, 27.- 30. Juni
Donnerstag: Ankunft
Wir, die 7 Mitglieder des A-Pools und Tom, hatten uns um 10 Uhr an der Regattastrecke Berlin Grünau verabredet. 3 von uns waren mit Tom mitgefahren, der als Betreuer agieren sollte. Dies war für uns der erste und für den Vierer der letzte Bundeswettbewerb (BW), also waren alle etwas nervös und Spannung lag in der Luft. Nach einer längeren Wartepause stellten sich die erwachsenen Mitglieder des Teams Berlin vor, bevor wir zu unserem Schlafplatz liefen, und nach einer Vorstellung unser Gepäck in der Turnhalle ablegten.
Danach holten wir unser Boot so schnell wie möglich vom Hänger und bauten rasch auf, denn wir sollten noch eine Trainingseinheit vor den BW Rennen absolvieren. Dieses Training lief gut, wir ruderten 8 Kilometer während uns die Sonne gnadenlos in den Nacken schien.
Das Essen fiel an diesem Tag noch recht gut aus, und gegen 22 Uhr gingen dann alle zu Bett.
Freitag: Langstrecke
Heute war die Langstrecke angesagt, da diese für unseren Vierer um 9 Uhr war, mussten wir früh aufstehen, was nach einem nicht so erholsamen Schlaf gar nicht so einfach war.
Frühstück war ok, da man zwei Brötchen, Käse und Wurst und verschiedene Beläge in kleinen Päckchen bekam.
Dann ging es kurz zurück in die Turnhalle, wo wir noch eine Rennbesprechung mit Tom hatten. Wir legten ungefähr 40 Minuten vor Rennstart ab, und hatten so genug Zeit, um uns ordentlich warmzufahren, was allerdings nicht ganz funktionierte, denn ungefähr 2 Dutzend Vierer waren schon auf dem Wasser, was uns keinen Platz gab, um uns richtig warmzufahren.
Nach einer Wartezeit, die sich zu lang anfühlte, waren wir endlich dran. Wir legten direkt los und starteten mit einer Frequenz, die über 35 s/m lag. Diese Frequenz hielten wir bis zur Rennwende, die nach 1250 Metern erfolgte.
Die Rennwende entscheidet ein Rennen, hier kann man richtig Zeit wettmachen oder verlieren, doch wir meisterten die Wende richtig gut und starteten auf die letzten 1750 Meter ohne nachzulassen. Alles war prima, wir hielten unsere Frequenz, das Boot flog förmlich nach vorne, und wir waren auf den letzten 300 Metern bereit, den Endspurt unseres Lebens zu fahren. Allerdings zog unsere 2 einen fetten Krebs, das Skull lag auf einmal bei der 5. Strebe, und es dauerte gefühlte Minuten, bis er das Skull aus dem Wasser zog. Der Endspurt wurde zwar mit allem gefahren, was wir hatten, aber wir wussten, dass kein Endspurt diesen Krebs auch nur annähernd ausgleichen konnte.
Es war bitter, wir waren die Langstrecke unseres Lebens gefahren, hatten alles gegeben und sogar vielleicht Aussicht auf eine Medaille in unserer Abteilung gehabt, doch ein Krebs kann ein ganzes Rennen verlieren.
Danach nahmen wir das Boot aus dem Wasser und versuchten erst mal, den Frust zu verarbeiten.
Es half nicht, dass an diesem Tag das Essen anfing, schlecht zu werden, und bei acht Euro pro Portion machte der Caterer richtig Profit, da das Essen so schlimm schmeckte, dass während der nächsten Tagen genug davon im Müll landete und drei Familien wochenlang ernährt hätte, wenn diese keinen Geschmacksinn hätten.
Wir übten im Laufe des Tages Schlachtrufe, sahen bei den Rennen zu und feuerten an.
Die Siegerehrung war für viele Berliner ein Erfolg, viele Medaillen wurden eingesackt und Berlin wurde insgesamt Dritter aller Bundesländer, wofür es einen kleinen Preis gab. Für den A-Pool gab es zwei bittere Nachrichten, beide Boote waren 18. geworden, was hieß, dass wir uns knapp fürs C-Finale qualifiziert hatten, obwohl wir uns mehr erhofft hatten.
Wir trösteten uns ein bisschen damit, dass wir wenigstens nicht ins D-Finale gerutscht waren, und brüllten erst mal so laut es ging bei den Schlachtrufen mit und freuten uns für die Sieger aus Berlin. die Siegerehrung war so lang, dass sie abgebrochen werden musste, damit alle genug Schlaf bekommen konnten.
Samstag: Allgemeiner Sportwettbewerb
Unsere sogenannten ‘Riegen’, also unsere Teams, wurden nach Namen und nicht nach Verein gemacht, so interagierten wir mit anderen Vereinen aus Berlin. Meine Riege nahm noch die drei einzigen Sportler aus Thüringen auf, die zum BW gekommen waren, und startete dann mit den Wettkämpfen. Gleich die ersten paar Disziplinen liefen gut, doch dann kassierten wir bei der Disziplin, wo man Hindernisse als Gruppe mit einem Bettlaken zwischen den Beinen absolviert, und wurden mit 230 Strafsekunden bestraft, was 23 Fehler heißt. Ich muss zugeben, dass wir nicht gerade die Geschicktesten waren, aber 23 Fehler waren absurd. Doch dann legten wir ein Comeback hin und machten diese verlorenen Punkte wieder wett. Der Wissenstest lief reibungslos sowie die vielen sportlichen Disziplinen, doch dann war Seilwanderung als letzte Disziplin der Endgegner. Bei Seilwanderung muss man sich an den Händen halten, nicht loslassen und durch Seile schlüpfen. Hier stellten wir uns wieder ungeschickt an und wurden eine der letzten Riegen.
Der A-Pool ging nach dem ASW ein Eis essen, das vom RaW gesponsert wurde, dafür nochmal danke, es hat super geschmeckt.
Die Siegerehrung des ASW war gottseidank nicht so lang wie die der Langstrecke, und zwei Riegen aus Berlin holten Medaillen, einmal Silber, einmal Gold, und zwar holte sich Gold meine Riege, die mit den 230 Strafsekunden. Natürlich folgte nach dieser Ankündigung wie bei jedem Sieg ein lauter Schlachtruf, bevor wir zum Podest gebeten wurden. In der Riege, die Silber holten, waren auch zwei A-Pool Mitglieder, Negun und Linus. An diesem Abend schauten wir die erste Halbzeit des Deutschland vs Dänemark Fußballspiels, die durch ein Gewitter unterbrochen werden musste. Und das Essen? Das Essen war so schlecht und kam in so kleinen Portionen, dass unsere Trainer uns Essen aus dem Laden holten, damit wir nicht hungrig zu Bett mussten.
Sonntag: Kurzstrecke
C-Finale, noch eine Chance zu zeigen, dass wir ein höheres Finale verdient hatten, es war das letzte Rennen des Jahres. Unser Trainer gab uns vor dem Ablegen noch motivierende Worte mit auf den Weg, wir wollten mehr, wir wollten uns noch mal beweisen. wir starteten Bahn 6, die Bahn am weitesten weg vom Ufer. Wir waren ausgerichtet und bereits in der Startauslage, da schob der Wind unser Boot zur Seite, also starteten wir schief, dann fing das Rennen an, Wellen brachen sich an unseren Auslegern, Wasser spritzte ins Boot und wir gaben wirklich alles, doch es war nicht genug. Es schien so, als existierten diese Wellen nur auf unserer Bahn, während wir mit Wellen kämpften, zogen die anderen Boote einfach an uns vorbei. Jedes Mal, als ein Skull von uns in den Wellen hängen blieb, entfernten sich die anderen Boote, die anscheinend nichts von Wind und Wellen abbekamen, oder damit besser umgehen konnten. Wir kämpften uns jeden Meter über die Strecke, doch am Ende wurden wir Letzte.
Ich danke ganz herzlich unseren Trainern, Axel, Tom und Jacob, die immer stolz auf unsere Leistungen waren, uns immer angefeuert haben und uns zu prima Ruderern gemacht haben. Danke auch an Steff, die uns im Wintertraining fit gehalten hat, danke an Marius, Niklas und Guizeppy, die mich im letzten Jahr trainierten, und mich fürs Rudern begeisterten. Danke an den A-Pool, danke an meine Mannschaft, Noah, Laszlo, Negun und Cornelius. Ihr seid super, ein besseres und netteres Team kann ich mir nicht erträumen. Danke an den kompletten RaW! Danke an all die Eltern, die uns bei den Regatten immer unterstützt haben. Danke an euch alle, denn ihr habt meinen Traum, an einem BW teilzunehmen, wahr werden lassen
Eliot Kobler