Kein Zugang zum Ruderverein! Meine Ruderwelt in Zeiten des Corona-Vereins-Embargos:
- Ich darf nicht mehr aufs Wasser. Was ist mir daran wichtig? Der Sport, die Natur, der Himmel, die Ruhe, das Element Wasser. Lösung: Früher bin ich viel Rennrad gefahren, das gute alte Gerät habe ich letzte Woche aus dem Keller geholt. Neue Schläuche rein, und los gings durch den Grunewald. Die altbekannte Strecke über die Havelchaussee, Heerstraße, Kronprinzesinnenweg. Fazit: Wald mit Blick auf Wasser anstatt Wasser mit Blick auf Wald. Auch nicht schlecht. Wind nervt auch hier. Gute Nachricht: Fahrradläden dürfen offen bleiben! Allerdings will ich in Zeiten wie diesen so wenig wie möglich in einen (engen) Laden. Aber wenn was fehlt oder ersetzt werden muss, ist das grundsätzlich möglich.
- Ich darf nicht mehr rudern. Was ist mir daran wichtig? Die Ruderbewegung und die Herausforderung der Technik, die Gemeinschaft. Lösung: Radfahren ist auch Ausdauer orientiert, man kann am Hügel auch mal "ein paar Dicke" machen, auch wenn man das weniger selbst bestimmen kann: Der Hügel ist eben da. Die Haltung auf dem Rad ist ungewohnt und mir fehlt die Oberkörperbewegung. Radfahren kann man natürlich alleine oder in einer Gruppe, das ist schön. In Corona-Zeiten heißt das: höchstens als "Zweier", mit Abstand. Das finde ich okay, ich vermisse die größere Gruppe aber wir haben unsere Interaktion auf Social Media und Email verlagert, das ist auch mal akzeptabel. Ich merke auch auf dem Rad, dass ich jemanden brauche, der mich antreibt! Fazit: Ich würde lieber Langlaufski fahren als Radfahren, aber es März in Berlin und RAdfahren ist kein schlechter sportlicher Ersatz für Rudern: Die Beine müssen weiter arbeiten, mein Kreislauf auch. Ich müsste mit Gymnastik/Kraftübungen zuhause noch ergänzen, denn der komplette Ganzkörperworkout ist es nicht. Ich weine der Technik nach, rudern ist einfach eine ständige Herausforderung und gerade in dieser Jahreszeit arbeitet man sonst immer daran, die Baustellen vom Ergo aufs Wasser zu bringen - sehr schade jetzt!
- Ich darf nicht mehr aufs Vereinsgelände. Was ist mir daran wichtig? Ich kann nicht aufs Ergo oder in den Kraftraum, in die Ökonomie fürs Soziale, zu meinem Spind, um meinen Herzfrequenztransponder herauszuholen. Lösung: Verschieden. Ergo ist, wie rudern auf dem Wasser, unmöglich, da ich keinen zuhause habe. Kraftraum kann man sehr gut durch Bodyweight Fitness ersetzen, dazu gibt es viele coole Anregungen im Netz. Problem: Der innere Schweinhund herrscht zuhause. Das Soziale ist eben auf Social Media und Email verlagert, das ist auch ganz lustig aber im Moment gerade der komplette Overload (zusammen mit Familie, Schule, Beruf...). Na ja, der Herzfrequenz-Gurt fehlt mir etwas, aber hey. Fazit: Das Soziale fehlt mir sehr, der Zugang zu den Sportgeräten auch. Und die Sonnenuntergänge!
- Regatten werden abgesagt. Was ist mir daran wichtig? Der Spaß des Wettbewerbs, die Deadline zur Vorbereitung/Optimierung, die Stimmung und das Wir-Gefühl vor Ort, der Leistungsvergleich. Lösung: Keine. Radrennen sind ja auch abgesagt, und wir können nur warten, ob die Regatten irgendwie noch später im Jahr stattfinden. Fazit: Wahrscheinlich müssen wir die Regatta-Saison 2020 in den Wind schießen.
Die Unsicherheit ist groß, denn auch die Behörden reagieren nur auf die Entwicklungen und es gibt wenig Möglichkeit der Vorhersage. Und ich schreibe das hier aus der Situation heraus, dass weder ich noch andere in meinem engen Kreis infiziert oder krank sind - mir geht es gut! Ich hoffe sehr, dass es allen Vereinsmitgliedern so geht und wünsche allen ein gesundes, sportliches Frühjahr. Ich freu mich sehr auf ein Wiedersehen mit euch!
Foto: Ulrike Weiß
Text: Irene Thiede